U-Bahnstation Heddernheim Frankfurt am Main
Renault Traffic Design Award Anerkennung 2005
Licht Architektur Anerkennung 2005
Teilnahme am Tag der Architektur in Hessen 2005
Statik: Bollinger&Grohmann, Frankfurt
Anlass für den Umbau der U-Bahnstation Heddernheim…
… war der barrierefreie Ausbau der U-Bahnlinien. Die Bahnsteige sollten auf Wagenniveau angehoben werden. Zudem war die U-Bahnstation Heddernheim renovierungsbedürftig, auch der alte Kiosk konnte seiner Aufgabe nicht mehr gerecht werden.
Zur städtebaulichen Situation:
Das Umfeld der oberirdischen U-Bahnstation ist geprägt von Verkehrstrassen in verschiedenste Richtungen und großer struktureller Uneinheitlichkeit. Über den südlichen Bereich der U-Bahnstation verläuft eine große mehrspurige Straßenbrücke - die Maybachbrücke - stadteinwärts, parallel im Osten liegen Sportplätze und ein Freibad. Im Westen ergänzen Bushaltestellen die U-Bahnstation zu einem wichtigen ÖPNV Knotenpunkt. Baulich schließt der Bereich im Westen und Norden mit Blockrandbebauungen ab.
Zur Architektur:
Wir Architekten waren von Anbeginn an sicher, auf diese Komplexität nur mit kräftigen Volumen antworten zu können, auch wenn die Aufgabenstellung, Bahnsteigdächer zu planen, erst einmal nichts mit großen Volumen zu tun hat. Architektonisch könnte man annehmen, dass diese Aufgabenstellung eher zu dynamisch und filigran geformten Dächern führt. Unser Ansatz war es, über eine städtebaulich markante Figur zur Architektur zu gelangen, denn nur große, klar konturierte Dachvolumen können sich in diesem Umfeld behaupten und wahrgenommen werden, ähnlich dem Ansatz des amerikanischen Bildhauers Donald Judd, große Kuben in Dialektik zur Umgebung zu setzen. Im Gegensatz zu Judd ruhen unsere Kuben nicht auf dem Boden, sondern auf Stützenfeldern und werden somit zu Dachkörpern mit Signalwirkung. Der Verweis auf die Stadtwerke als modernes Nahverkehrs- und Energieversorgungsunternehmen ist beabsichtigt und auch für die vielen tausend Passanten auf dem Wege zur Frankfurter Innenstadt von der Brücke aus wahrnehmbar.
Zur gewählten Konstruktion, bzw. Detaillierung der Bahnsteigdächer:
Die Bahnsteigdächer bestehen aus Stahlflächentragwerken, verkleidet mit Alu-Streckmetall. Die Flächentragwerke ermöglichen durch die unregelmäßige Stützenstellung das Überspannen der großen Treppenöffnungen zum Fußgängertunnel und Stützenfreiheit im Bereich der Fußgänger- bzw. Fahrgastströme. Alu-Streckmetall ist ein industriell gefertigtes und robustes Material mit erstaunlichen optischen Qualitäten. Je nach Blickwinkel kann es größtenteils durchsichtig sein, oder bei flachem Blickwinkel wird es zunehmend undurchsichtig, mit changierender Oberfläche, ähnlich einer Fischhaut. Blickt man direkt auf zwei gegenüberliegende oder über Eck stehende Streckmetallflächen, so ergeben sich reizvolle Moiréeffekte.
Zum Lichtkonzept der Bahnsteigdächer:
Hinterleuchtete Streckmetallflächen reflektieren vollflächig das Licht nach Außen. Diese Eigenschaft zunutze gemacht, haben wir Architekten mit den Standardleuchten der Stadtwerke Frankfurt ein Lichtspiel entwickelt, welches mit dem Ein- und Ausfahren der Züge verknüpft ist. Durch das Anfahren des Zuges in der vorausgehenden Station wird ein Impuls ausgelöst, welcher das Licht am jeweiligen Bahnsteig in Heddernheim verändert. Wenn z.B. der Zug in der vorausgehenden Station losfährt, beginnt sich das Licht in der Dachfläche des stadtauswärtigen Bahnsteiges von Gelb auf Orange zu verändern. Steht der Zug in Heddernheim, steht auch die Lichtfarbe, fährt der Zug wieder weiter, so verändert sich das Licht wieder zu Gelb. Auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig verändert sich das Bahnsteigdach von Blau zu Grüntönen. Von weitem ist somit das Herankommen des Zuges wahrnehmbar. Weitere Programmierungen sind möglich.
Zum Kiosk:
Auf dem stadteinwärtigen Bahnsteig ist das Bahnsteigdach kürzer und breiter an der Stelle, welche den Hauptzugang darstellt. Hier ist auch der Kiosk angeordnet, mit seinem vollkommen aufgeglasten Verkaufsraum hat er den Charakter eines kleinen Ladengeschäftes. Der kubische Kiosk lässt sich abends mit einer Gitterrostfassade schließen. Hinter den Gitterrostelementen sind farbige Bleche zum weiteren Schutz der Glasflächen angebracht. Auch hier diente ein von Donald Judd verwendeter Farbenkanon als Inspiration. Der Kiosk wird von einem weit kragenden Stahlbetondach überdeckt, dessen Dachfläche im Bereich des Verkaufsraumes derart aufgefaltet ist, dass ein Oberlicht entsteht. Das Kioskdach stellt den trockenen Übergang vom Bahnsteigdach bis unter die Maybachbrücke sicher. Die dem Bahnsteig abgewandte Kioskwand unterscheidet sich von Außen betrachtet nicht von den übrigen Windschutzwänden. Alle Wände und Treppenbrüstungen sind aus anthrazitfarbenem Stahlbeton gefertigt, alle Oberflächen wurden steinmetztechnisch veredelt, d.h. die Flächen gestockt, die Kanten scharriert.
Zur Wegeführung:
Alle barrierefreien Wegeführungen wurden in die Topographie der Bahnsteigkörper integriert. Ebenso wie der Weg von der Bushaltestelle über die U-Bahnstation zur Dillenburgerstraße. Beide Bahnsteige sind sowohl unterirdisch durch einen Fußgängertunnel als auch oberirdisch durch einen barrierefreien und gesicherten Gleisübergang unter der Maybachbrücke verbunden.
Statics: Bollinger&Grohmann, Frankfurt
Reason for the renovation
The station was in need of a general renovation, as part of this process the main platform was raised to allow for disabled access.
Urban planning
The station lies between major traffic arteries, crossing the southern side of the station is the large Maybach Bridge, to the east lies a sport complex including an outdoor swimming pool. A public bus station forms the western boundary of the site; while to the west and north are a series of housing blocks.
Architecture
It as clear from the beginning of the design, that only a large clearly defined form would be able to produce the desired presence in a complex and confusing urban mix. This response is similar to that of the American artist Donald Judd, who placed large cubic figures in a variety of environments. Unlike Judd this cubic form sits in slender columns and functions as both a roof and a “signal”. The roof intentionally pays reference to the city works as providers of energy and a modern transport system while also acting as a beacon for the many thousand of passengers who pass through the station every day.
Construction
The station roof is a combination of a primary structure of steel beams resting on irregularly placed columns. The irregularity of these columns allows for access by stairs to a pedestrian tunnel while also providing a free space at the nodal points of pedestrian traffic.
This primary structure is clad in industrial expanded Aluminium panels. Depending on the angle of view the roof appears as either transparent or closed and monolithic, if two oppositely adjacent panels are viewed simultaneously a moiré effect comes into play.
Light concept:
Behind the expanded Aluminium panels are a series of standard fluorescent lamps. These are programmed to respond to the movements to the trains on each platform. As a train approaches the station the colour of the light changes from yellow to orange, while the train is stationary the colour remains constant. Once the train begins to leave the station the light reverts back to a yellow tone. The opposing platform is similarly programmed with the light changing from blue to green. Additional colour changes are also possible.
Kiosk:
On the city bound platform a new fully glazed kiosk with the character of a small shop has been built. This glass cube is protected at night with metal mash panels behind which are coloured metal offering additional protection and once again paying homage to the colour pallet of Donald Judd. The kiosk has a large cantilevered concrete roof, which provides a dry area between the platform and the Maybach Bridge. The main concrete wall of the kiosk is executed in black exposed concrete that surface has a hammer finish.
Circulation:
The renovated station has complete disabled access. Both platforms are reachable either by a pedestrian tunnel or by a protected over ground route underneath the Maybach Bridge.
Jury explanation: The Light in Architecture Prize 2005
spezial recognition fort the project : Tube Station in Frankfurt-Heddernheim
The Jury was impressed by the confident design of this subway station of which large sections are above ground. The lightness of the roofs over the platforms derives not from the refined nature of the structure but from the fact that their solid volumes dissolve in a sense of light and transparency (expanded mesh). Consequently, they have more the appearence of an additional level than of a platform roofing. This effect, together with the dynamic alternation of the light colours (the trains entering and leaving the station bathe the railway in changing light) lends the underground station high-profile significance as part of the urban landscape. Seldom is highly quality architecture to be found in such transportrelated buildings, but in this instance we have a highly successful and fascinating synthesis of design, material and light.
Ausstellungen
2018 | 50 Jahre VGF/Verkehrsgesellschaft Frankfurt, Ausstellung in Frankfurt an der Hauptwache | ||
2006 | Luminale Frankfurt am Main | ||
2006 | DAM/Deutsches Architekturmuseum Licht Architekturpreis | ||
2005 | Architektenkammer Hessen - Tag der Architektur | ||
2005 | Renault Traffic Design Award |
Auszeichnungen
2005 | Renault Traffic Design Award Anerkennung | Urkunde | |
2005 | Licht Architektur Preis Anerkennung | Artikel Urkunde | |
2005 | Architektenkammer Hessen - Tag der Architektur |
Publikationen
2024 | SYRA im Architekturführer Frankfurt 2000 - 2009 dabei | Cover | JUNIUS-VERLAG |
2016 | VDV - Gestaltung von urbaner Straßenbahninfrastruktur Handbuch für die städtebauliche Integration | Cover Seite 1 Seite 2 Seite 3 Artikel | |
2013 | Bauforumstahl - U-Bahnstationen Heddernheim | Artikel | BAUFORUMSTAHL.DE |
2013 | exé-Àvivre (Französisches Architekturmagazin) | Artikel | |
2011 | Feno - Subway Station Heddernheim Frankfurt am Main | Artikel Datenblatt | FENO.COM |
2010 | Braun Verlag - Stations | Cover | AMAZON.DE |
2010 | Bundesstiftung Baukultur - Wo verkehrt die Baukultur?: Fakten, Positionen, Beispiele | Artikel | AMAZON.DE |
2008 | Junius Verlag - Neue Architektur in Frankfurt am Main | Artikel | AMAZON.DE |
2008 | Stationskunst in Frankfurt | Artikel | VGF-FFM.DE |
2007 | In Full Colour - Recent Buildings and Interiors | AMAZON.DE | |
2006 | Lichtdächer unter der Schnellstraße | Artikel | BAUWELT.DE |
2006 | bollinger-grohmann.com - Projekte und Bahnstationen Frankfurt-Heddernheim | BOLLINGER-GROHMANN.COM | |
2006 | archi-europe.com | Artikel | ARCHI_EUROPE.COM |
2006 | francescobolis.com | Website | FRANCESCOBOLIS.COM |
2006 | Luminale Katalog | ||
2006 | Adato | ||
2006 | Baumeister B3 | ||
2006 | Lightning Press International | ||
2006 | XXI Istanbul Licht Architekturpreis | ||
2006 | Messe Frankfurt Katalog Light+Building | ||
2006 | Bauwelt - Ausgabe 19/2006 | Artikel | |
2006 | Traffic Design | daab | Cover | AMAZON.DE |
2006 | Doculog Luminale | ||
2006 | Bauwelt 19/2006 Lichtdächer unter der Schnellstraße | Artikel | ENRICOSANTIFALLER.DE |
2006 | wallpaper.com - Frankfurt Tube Station vom 25.09.2006 | Artikel | WALLPAPER.COM |
2005 | architekten24.de - Licht-Architektur Preis | Artikel | www.architekten24.de |
2005 | bundestiftung-baukultur.de - U-Bahnhof Heddernheim Frankfurt am Main | Datenblatt | BUNDESSTIFTUNG-BAUKULTUR.DE |
2005 | Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuillton am 25.06.2005 Tollkühne Männer unter ihren fliegenden Dächern | Artikel | |
2005 | Professional Lightning Design | ||
2005 | Nahverkehrsnachrichten | ||
2005 | Wiesbadener Kurier - U-Bahnstation ähnelt Cocktailbar am 05.07.2005 | ||
2005 | Renault Traffic Design Award | Dokumentation |