KiTa Saulheim Saulheim
zusammen mit Freiraum Landschaftsarchitekten PartGmbB Wiesbaden
Städtebauliche und topografische Einbindung
Die Verfasser wählen ein Entwurfskonzept, welches nicht nur in der Gegenwart, sondern auch künftig, die Einbindung des Gebäudes auf die unterschiedlichen Umgebungsszenarien sicherstellt.
Die Besonderheit des Grundstücks in Hanglage am Ortsrand, ist der Blick auf die hügelige Felderlandschaft um Saulheim.
Ausgehend von diesem Status Quo stellt der Gebäudeentwurf eine idealisierte Fortführung der Geländetopografie dar, d.h. es wird das Bild gewählt, welches die Erdscholle entgegen der Hangneigung leicht löst und aufwölbt, darüber geht die Vegetation nahtlos in die Dachlandschaft über. Aufgrund der Hangneigung stellt sich die „Erdscholle“ hangseitig als Erdgeschoss dar und talseitig als Obergeschoss, mitsamt seinen Aufenthaltsräumen für die Kindertagesstätte. Darunter führt die Erschließungsebene höhengleich von der Straße nahtlos ins Eingangsfoyer über.
Gegenüber der umgebenden Bebauung schließt der Kindergarten als 2-geschossiges Gebäude den Ortsrand und schafft auf der südlichen Seite einen Übergang zur Landschaft.
Gebäudestruktur und Erschließung
Der Topografie folgend, setzt sich der Baukörper mit leicht abgestuften Ebenen in die Umgebung. Auf der Ebene1 entsteht dadurch eine natürliche räumliche Trennung zwischen U3- und Ü3-Bereich, der sich auch auf den Außenbereich ausweitet.
Trotz des Höhenversprungs und der Hanglage des Grundstücks sind sämtliche Bereiche der KiTa barrierefrei erreichbar, d.h. vom Bordstein an der Straße, über beide Geschossebenen und über alle Aufenthaltsbereiche stellen Aufzug - und dort wo erforderlich - sanfte Rampen (deutlich unter 6%) eine durchgängig barrierefreie Erschließung sicher.
Die Ebene 0 wird durch einen Einschnitt in der Nordfassade erschlossen, hier entsteht ein überdeckter, wettergeschützter Eingangsbereich. Innenliegend führt das Foyer mit hellem Treppenbereich nach oben zur KiTa-Ebene. Hinter dem Foyer werden über eine geradlinigen Flurbereich der Mitarbeiterbereich, mit Verwaltung, Küche, Technik- und Lagerflächen erschlossen. Der direkten Zugang vom Flur zum Garten sorgt für natürliche Belichtung im Innenraum und macht eine Mitnutzung der Pflanzbeete durch das Küchenpersonal möglich.
Der Alltag der Kinder findet nur auf der Ebene 1 statt, um die Nutzungsabläufe zu erleichtern und übersichtlich zu gestalten. Kreuzförmige Erschließungsachsen bilden die Verbindung zwischen den Gruppen- und Nebenräumen (horizontal) und dem Außenbereich (vertikal). Zentral, zwischen den Achsen, ist die Erschließung zwischen den Geschossen über Treppe und Aufzug angeordnet. Die Flurachsen sind so gestaltet, dass die Orientierung durch natürliche Belichtung erleichtert wird und ein angenehmes Raumgefühl entsteht.
Alle Flurenden sind großflächig verglast und mit Funktionen versehen. An der Nordost- / Nordwestfassade sind die Erschließungsachsen von außen durch Erker ablesbar. Hier wird für die Kinder ein Außenbezug zum Straßenraum hergestellt.
Über den innenliegenden Räumen (Nebenraum, Garderobe, Flur) werden pyramidenartige Oberlichter angeordnet. Durch das Tageslicht wird im Flurbereich die Orientierung zu den Garderoben verbessert und ein attraktiver Innenraum erzeugt.
Die freie Bewegung im Spielflur zwischen Gruppenraum, Funktionsräumen und Bewegungsraum ist übersichtlich gestaltet und ohne Geschosswechsel möglich.
Alle Gruppenräume haben einen unmittelbaren Ausgang ins Freie. Der U3- und Ü3-Bereich wird durch einen Außenzugang über den Flur mit angrenzender Matschschleuse getrennt.
Mehrzweckraum und Mensa werden über die balkonartige Westarkade ebenfalls direkt an die Freifläche angebunden, dies stellt zudem den Rettungsweg sicher. Sämtliche innenliegenden Nebenräume führen direkt über eine Fluranbindung ins Freie.
Konstruktion und Material
Wegen der Lage im Hangrutschgebiet beugt eine 50 cm starke Stahlbetonplatte der Gebäudesetzung vor. Alle erdberührenden Bauteile werden in StB. ausgeführt. Alle übrigen tragenden und nichttragenden Bauteile werden auf beiden Geschossebenen mit vorgefertigten Wand- und Deckenelementen in modernster Holzbauweise ausgeführt. Durch die Vorfertigung von Wand- und Deckentafeln wird eine kurze Bauzeit mit hoher Kostensicherheit sichergestellt.
Die Innenbereiche werden ebenfalls weitgehend an den Wänden und Decken mit Holztafeln verkleidet, stellenweise auch mit anderem Trockenbaumaterial. Die Bodenflächen sind mit Linoleum und/oder mit beschichteten Estrichflächen und mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.
Nachhaltigkeit
Grundsätzlich werden langlebige und robuste Baustoffe mit möglichst geringem Primärenergiebedarf eingesetzt. Auf Basis eines mittleren Ausstattungsstandards werden dauerhafte und wartungsfreundliche Materialien eingesetzt, um ein optimiertes Verhältnis von Investition-, Betriebs- und Instandhaltungskosten zu sichern.
Energiekonzept
Die energieeffiziente Haustechnik wird mit Photovoltaik auf dem Dach ergänzt und über Regenwasserrückhaltung wird der Wasserverbrauch sinnvoll gemindert.
Großflächige intensive Dachbegrünungen tragen zur Verbesserung des Micro-Klimas bei.
Das auskragende Arkadendach dient auf den Südseiten als Sonnen- und Regenschutz für die Gruppenräume, während die Lamellenfassade auf den Nordfassaden als Sichtschutz für die Nebenräume dient. Die Auskragungen im Obergeschoss dienen auch als Wetterschutz für die Fassaden der Ebene 0.
Durch den erhöhten Dachaufbau die auskragenden Dachflächen erhalten die stark genutzten Raumbereiche (Gruppenräume, Mensa und Mehrzweckraum) einen zusätzlichen Schallschutz. Die flächendeckende Lüftungsanlage optimiert das Raumklima. Die pyramidenförmigen Oberlichter dienen der Belichtung und Nachtauslüftung.
Die Grundrissorganisation und die vorgeschlagenen Materialien stellen die Anforderungen aller Richtlinien und Verordnungen wie LBauO, EnEV, ASR, ArbStättVO und Unfallkasse sicher. Vor dem Hintergrund der Förderrichtlinien werden alle Wirtschaftlichkeitskennzahlen in Bezug auf die Verhältnisse von BRI / BGF und HNF / BGF eingehalten.
Freiraum
Die Außenanlage der Kita ist augenscheinlich als Landschaftsraum für die Kinder angelegt und mit einem Zaun eingefriedet, der durch die geforderten Gehölzpflanzungen zum Übergang in die Landschaft größtenteils verdeckt wird. Kleine und große Heckenfenster bieten Ausblicke, Kontakt mit dem Ort und lassen Wechselbeziehungen von innen nach außen zu. Holzdecks, Bänke und Dickichte schaffen Rückzugsorte.
Über die rückwärtigen Arkadengänge der Ebene 1 und für Begegnung und Austausch, Bewegungs- und Fahrspiele wird eine großzügige baumbestandene Rasenfläche angelegt, erschlossen und Wegeflächen befestigt. Sandkasten und Wasserspiel schließen nach Süden hin an. Spielpunkte wie Schaukel und Kletterelemente, Balancierhölzer und Zwergenhütten verteilen sich der Altersklassen entsprechend; die Bereiche für Ü3- und U3-Gruppen bleiben offen und werden über den Höhensprung im Gebäude lediglich als Raumkante voneinander abgegrenzt. Die Geländemodellierung orientiert sich an der bestehenden Hangneigung und schafft eine fließende Landschaft.
Entlang der Westfassade gelangt man über Stellkanten und Rasenstufen aus dem Landschaftsraum in den Küchen- und Beerengarten und nahe die Hauswirtschaftsräume. Von hier gelangt man über den Wirtschaftsweg oder Küche und Personalräume in die Ebene 0.
Für die Rasen- und Gehölzpflege der Außenanlage sowie Wartung der Spielgeräte schließt der südliche Weg bis an den Wendehammer an und kann befahren werden.