Goethetunnel Mainz
Seit Jahrzehnten wurde der 120 Meter lange und 130 Jahre alte Mainzer Goethetunnel unter dem Gleisfeld des Hauptbahnhofes nicht mehr gewartet. Er stellt zwar funktional die hochfrequente Erschließung zwischen der Neustadt und dem angrenzenden Stadtteil Hartenberg Münchfeld dar, stadträumlich jedoch belegte der Tunnel einen Spitzenplatz im Ranking der Unorte und Angsträume die es wegen der Dunkelheit und Unwirtlichkeit am schnellsten wieder zu verlassen gilt. In dieser Form war der Goethetunnel als Tor zur Neustadt nicht weiter verantwortbar deshalb entschied sich die Stadt Mainz zu einer angemessenen und gezielten Umgestaltung.
Dass für die Umgestaltung eines alten Tunnels Architekten beauftragt werden ist ungewöhnlich oder sogar erklärungsbedürftig, schließlich ließen sich eine gründliche Reinigung, ein farblich akzentuierter Anstrich und ein paar Neonröhren auch so organisieren. Aber genau da lag das Problem! Kurzum, die auf den ersten Blick angemessen erscheinenden Maßnahmen – farblicher Anstrich, Licht und Gestaltung - griffen weit über das Budget hinaus und hätten zudem die Problematik nicht nachhaltig gelöst, denn ein heute frisch aufgebrachter Anstrich ist morgen ein perfekter Untergrund für Graffiti und Wildplakatierung.
SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA bündelten daher die verschiedenen Parameter Farbe, Licht und Gestaltung in einem langen kastenartigen Band zu einer einzigen Maßnahme zusammen und griffen dabei auf industrielle Massenprodukte zurück, welche noch vor kurzem wirtschaftlich nicht erhältlich waren, wie LED-Technik und modernste Folientechnik. Die LED-Technik sichert bei geringstem Stromverbrauch die erforderliche Beleuchtung und die Radiant-Folie streut das Licht in allen Regenbogenfarben, abhängig vom jeweiligen Standort und der Bewegung des Betrachters sodass durch die wechselnden Farbeffekte ein interaktiver Eindruck entsteht.
Die Tunnelwände bleiben in ihrer Oberfläche und Struktur vollkommen unverändert. Deren 130 Jahre alter archaischer Charakter bildet einen interessanten Kontrast zu dem modernen Farb- und Lichtspiel.
Weil die Stilelemente Licht und Farbe im Gegensatz zur Dunkelheit positiv besetzt sind und weil durch das Changieren und Mitlaufen der unterschiedlichen Farben interessante Stimmungen und Effekte entstehen wird nun das Durchqueren des Tunnels als anregend und eben nicht abstoßend empfunden. Der Goethetunnel spricht nun weit über seine rein funktionale Bestimmung hinaus eine Einladung als Zugang zur Neustadt aus.
For decades the 120m long and 130 year old Goethe-Tunnel in Mainz has not been refurbished. Although highly frequented as one of the main connections between Mainz-Neustadt and Hartenberg-Münchfeld, the tunnel has been one of the top ranking non-spaces of the city. The tunnels dark and anxiety ridden appearance caused passers by to quickly and uncomfortably move through this space. As an entryway to Mainz-Neustadt the tunnels negative effect could no longer be tolerated – consequently the city of Mainz decided to embark on refurbishing the tunnels appearance.
Employing architects to work on refurbishing a tunnel is unusual and may even need explaining. After all surely all an old tunnel needs is a thorough cleaning, a new coat of paint and a couple of fluorescent lights. But that is where the problem lies. The budget did not allow for a new coat of paint, light and design. Also a clean up would not have solved the problem in a sustainably way, since a fresh coat of paint today becomes the perfect canvas for the grafitti or postering of tomorrow.
Consequently SYRA_SCHOYERER ARCHITEKTEN decided to combine the parameters of light, colour and design into a single flat box that runs the length of the tunnel. Hereby the architects utilized industrial mass produced parts that until lately were not commonly available, such as LED lights and modern foil technology. The LEDs keep the power consumption low whilst allowing for the necessary lighting. The foil creates an ever changing colour spectrum featuring all colours of the rainbow. Whilst the observer moves through the tunnel the colours constantly shift, creating an interactive experience.
Apart from the application of the light box on both sides of the tunnel, the walls are left untouched. The 130 year old archaich character of the walls creates an interesting contrast to the modern slck box with its colour- and lighteffects.
Because - In contrast to darkness - light and colour are experienced in a positive way, moving through the tunnel the observers experience is stimulating and no longer repelling.
Since its refurbishment the Goethe Tunnel has risen above ist purely functional neccessity, becoming an attractive entryway to Mainz Neustadt.
Publikationen
2017 | Best Of Mainz - 111 Orte in Mainz, die man gesehen haben muss | BEST-OF-MAINZ.COM | |
2014 | Garten + Landschaft - LED sanierter Tunnel | Artikel | GARTEN-LANDSCHAFT.DE |
2013 | BAUNETZ - Aufmacher am 18.01.2013 | Artikel | |
2013 | Baukultur Verkehr: Orte / Prozesse / Strategien | Bundesstiftung Baukultur | Artikel | AMAZON.DE |
2012 | Baunetzwissen - Elektro Goethetunnel Mainz | Artikel | BAUNETZWISSEN.DE |
2012 | Mainzer Neustadt-Anzeiger, März 2012 | Artikel | YUMPU.COM |
2012 | BAUNETZ - Einladung statt Unort vom 03.12.2012 Einladung statt Unort | Artikel | BAUNETZ.DE |