Freiwillige Feuerwehr Darmstadt-Arheiligen
Städtebauliches Konzept - Eindeutige Signale mit Fernwirkung
Das Feuerwehrgebäude als Stadtportal
Dem künftigen Feuerwehrgebäude wird aufgrund der exponierten Lage am nördlichen Ausgang des Stadtteils Arheilgen eine Rolle als Stadtportal zuteil. Daher wird ein Gebäude vorgeschlagen, dessen Volumen durch plastische Ausformung eindeutig als Feuerwehrgebäude lesbar ist. Von Norden kommend fällt eine markante Silhouette mit campanileartigem Schlauchturm, Hallenbau und Vordach auf. Beim Näherkommen werden durch das verglaste Portal die startbereiten Fahrzeuge wie in einer Vitrine für Passanten sichtbar - die Feuerwehr im Standby-Modus ist Programm! Die Gebäudefront nimmt die Baulinie an der Frankfurter Landstraße auf und verweist mit dem weit ausladenden Hallenvordach auf die Sondernutzung des Gebäudes. Von Süden kommend, bildet sich in der Verlängerung der Fahrzeugportale deutlich das Foyer ab, wie es sich mit dem haubenartigen Vordach zu einer markant großzügigen Rauminszenierung öffnet. Das Feuerwehrgebäude als in der Landschaft freistehendes Gebäude Das Feuerwehrgebäude scheint in der Landschaft freistehend platziert zu sein, denn es sind weder Einfriedungen noch Rückseiten erkennbar. Erst beim zweiten Blick zeigen sich in der Verlängerung der Nordfassade und im südlichen Übergang zum Übungshof jeweils Schiebetoranlagen, welche sich in den Pergolabereich zurückfahren lassen. Die Pergola selbst ist längsseitig raumhoch mit einem Stahl-Gewebe verschlossen, sodass der gesamte Übungshof abgeschlossen werden kann.
Das Feuerwehrgebäude als Gebäude ohne Rückseiten
Es gibt keine Rückseite – jede Gebäudeseite hat ihren eigenen Auftrag. Die Nordfassade bildet mit ihrer markanten Silhouette das Stadtportal. Die Westfassade präsentiert vitrinenartig die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr und das einladende Foyer. Der markante Erker an der Südfassade verweist auf die Schulungsräume, bzw. Mehrzweckhalle. Im Osten schließt die Pergola den Hofbereich räumlich ab und bietet gleichzeitig den Übergang zum Landschaftsraum.
Volumen, Öffnungen und Transparenz
In dem monochrom weißen Baukörper wurden an den städtebaulich relevanten Stellen gezielt Einschnitte vorgenommen - es gibt Überhöhungen wie die Waschhalle und den Schlauchturm im Norden und wie den Schulungs- und Aufenthaltsriegel im Süden. Diese plastischen Ausformungen stehen in der Regel mit Öffnungen und Fensterfassaden in Verbindung. Die Westfassade ist auf ihrer gesamten Länge vollständig verglast, d.h. vom Alarmhof ist die Fahrzeughalle nahezu komplett bis zum Übungshofbereich einsehbar und im OG ist die gesamte Flurachse transparent. Dort bietet sich vom Foyer eine attraktive Blickbeziehung bis in den östlichen Landschaftsraum. Weil auch der Fitnessraum von dieser Blickbeziehung profitiert, wird das Obergeschoss als Teeküchen-Freisitz und Fitnessraumerweiterung nach Osten loggienartig erweitert. Die Südfassade wird geprägt von der erkerartigen Raumerweiterung der Schulungsräume, bzw. des Mehrzweckraums.
Innenräume
In Resonanz zu den plastischen Ausformungen des weißen Baukörpers können einzelne Bereiche farblich akzentuiert werden, wie z.B. das Eingangsfoyer und die Flure im EG/OG und die Rückwand der Fahrzeughalle - weiß soll aber dominant bleiben. In den Hallenbereichen werden Bereiche mit Epoxy-Beschichtungen farblich abgesetzt. Die Fußböden der Aufenthaltsbereiche werden mit PU-Beschichtung versehen. Wandflächen werden mit Holzverkleidungen versehen werden und bei Bedarf werden vereinzelt Deckensegel installiert.
Baukonstruktion
Das gesamte Gebäude ist in konventioneller Massivbauweise errichtet, mit verputzten Ziegelwänden, Stahlbetondecken und nach Süden ausgerichteten PV-Anlagen auf dem Flachdach. Die gering beheizte (Frostschutz) Fahrzeughalle inkl. Lagerflächen wird mit 30 cm starken Ziegelwänden versehen. Für das Aufenthaltsgebäude werden 42 cm starke hochwärmedämmende und verputzte Ziegelwände vorgeschlagen. Die geringe Oberfläche der kompakten Bauform erzeugt kaum Wärmeverluste.
Nutzungsbereiche im Betriebsgebäude
Vom Bereich Fahrzeughalle/Lagerräume führt ein kurzer Flur über die Stiefelwäsche und Schwarz-Weiß-Umkleide in die Umkleiden und Sanitärräume für Männer, Frauen und Jugendliche. Im OG liegen die Büroräume und die für das gesellschaftliche Ortsleben wichtigen Gruppen- und Schulungsräume, welche sich durch verschiebbare Innenwände zu einem großen Mehrzweckraum verbinden lassen.
Landschaftsarchitektur – Aussenräume - Konzeptidee
Es wurde ein Freiraumkonzept entwickelt, welches die verschiedenen Nutzungsräume der Feuerwehr klar definiert und zudem das neue Feuerwehrgebäude als einen in der Landschaft freistehenden und weithin sichtbaren Identifikationspunkt erlebbar macht.
Raumbildung-Alarmhof/Alarm-Ausfahrten
Im Alarmfall rücken die Einsatzfahrzeuge über zwei Ausfahrten ab. Dem 1. Abmarsch steht am südlichen Alarmhof eine großzügige Alarm-Ausfahrt bereit. Davon nördlich ermöglicht eine zweite Ausfahrt bei zeitgleichen Einsätzen von 1. und 2. Abmarsch eine reibungslose Ausfahrt und Staffelung der Einsatzfahrzeuge. Unterschiedliche Farbnuancen der großformatigen Betonplatten im Bodenbelag des Alarmhofes erzeugen ein Martix-Muster, welches sich zum Fahrzeughallenportal verdichtet. Plattenbelag und Matrix-Muster werden über die Alarm-Ausfahrten bis zum Straßenbereich fortgeführt und erzeugen dort zusätzliche Aufmerksamkeit. Die Pflanzflächen zwischen den Alarm-Ausfahrten bieten Passanten im plötzlich auftretenden Alarmfall eine Orientierungs- und Aufenthaltszone. Gleichzeitig schützen diese Pflanzflächen die vorhandenen Straßenbahn-Oberleitungsmasten vor den ausrückenden Einsatzfahrzeugen.
Raumbildung Alarm-Zufahrt
Die auffällig markierte Alarm-Zufahrt signalisiert den Vorrang für zum Einsatz gerufenen Feuerwehrkräfte vor allen anderen Verkehrsteilnehmern, denn in diesem Bereich ist mit erhöhter Geschwindigkeit/ Bewegung der anrückenden Einsatzkräfte zu rechnen. Der markant schraffurartige Pflasterbelag verdeutlicht gut ablesbar für Passanten und Besucher die hohe Bedeutung dieser Zone.
Übungshof/Parkplätze
Der Übungshof verfügt über einen großformatigen Betonplattenbelag. Wie im gesamten Planungsgebiet erhalten auch hier die PKW-Stellplätze einen versickerungsfähigen Pflasterbelag. Durch die Gewebestruktur der Zauneinfassung entlang der Pergola ist die Transparenz nach Außen uneingeschränkt. In der Pergola gibt es einen Zugang zu den angrenzenden Grünflächen. Mit den Rolltoren an den Zufahrten kann der Übungshof bei Bedarf komplett geschlossen werden.
„Ideenteil“ /Einbindung in die angrenzende Landschaft
Das Konzept des Ideenteils sieht vor, Feuerwehr und Anwohnern ein Angebot für Kommunikation und Erholung im Freien zu bieten. Die halböffentliche Grünfläche kann von der Feuerwehr und Anwohnern dialogisch für Feste, Vereins-Aktivitäten, als „ Grünes Klassenzimmer“ für Workshops und als Erholungsort nach harten Einsätzen genutzt werden. In Ergänzung der formalen, architektonischen Grundformen im Realisierungsteil, setzen im „Ideenteil“ Wildwiesenflächen mit intensiver und extensiver Mahd diese Struktur fort und unterstützen so die Gesamtwirkung des Ensembles aus Gebäude und Freiflächen. Großzügig und locker angelegte Sitzstufen fangen den Höhenunterschied zum renaturierten Ruthsenbach auf und schaffen an seinem Ufer einen besonderen Ort, der in die umgebende Landschaft übergeht.