Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof Heidelberg 1.Preis

Nutzungsart
Barrierefreiheit
Bauen im Bestand
Gewerbe
Infrastruktur
Städtebau, Urbanität & Landmarks
Projektzeitraum
2016
Typus
Neubau
Status
Wettbewerb - Realisierung
Phase
Lph 1-8

ArGe SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA und BIERBAUM.AICHELE.landschaftsarchitekten

Erläuterungstext

Das Fahrradparkhaus als Manifest für das Fahrradfahren: Der Entwurf für das Fahrradparkhaus bringt die heutige Bedeutung des Radverkehrs programmatisch zum Ausdruck - das Haus als Weg. Das Fahrradparkhaus wird als offenes Regal auf einem triangelförmi- gen Grundriss vorgeschlagen und die Architektur wird von einem Rampenband geprägt, welches sich von Etage zu Etage über die Gebäudeaußenkante windet. Die Erschließung erfolgt über zwei Aufzugstürme und eine interne Spindeltreppe. Die Ausfahrt erfolgt über das Rampenband. Das neue „Radhaus“ fügt den prägenden Gebäuden am Platz ein Weiteres hinzu und schafft mit den Gebäuden der Print Media Aca- demy und Der BG RCI gegenüber dem niedrigeren Bahnhofsgebäude einen Dreiklang aus Hochpunkten. Stadträumlich definiert das neue Fahrradparkhaus die Platzfolge mit ihren jeweiligen Funktionen. Die Bahnhofsvorplätze erhalten mit dieser neuen Figur eine selbsterklärende Funktionszuordnung. Zu- dem werden Reisende die mit der Bahn die Stadt erreichen, bereits in der Empfangshalle durch eine digi- tale Fahrgastinformation frühzeitig informiert zu welchem der drei Plätze sie sich orientieren wollen. Das RADHAUS wird zudem der Touristeninformation einen neuen angemessenen Ort bieten. Für jeden Touristen sofort auffind- und erkennbar, bietet es neben den heutigen Möglichkeiten der klassischen Tou- risteninformation eine attraktive Aussichtsplattform, eine kleine Bar mit öffentlichen Toiletten, sowie die Möglichkeit für die Zeit des Heidelberg- Aufenthaltes ein Fahrrad oder Pedelec zu mieten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee

Die Verfasser reagieren sensibel auf die Architektur des Hauptbahnhofs. Es entsteht ein ruhig gestalteter, vielfältig nutzbarer Bahnhofsvorplatz, der in überzeugender Weise, die für ein funktionierendes Bahnhofsumfeld erforderlichen Infrastrukturen, wie das Fahrradparken, Kurzzeitparkplätze, Kiss & Ride und Taxivorfahrt integriert Konzept der Teilräume Bahnhofsvorplatz. Es wird eine hochwertige Oberflächengestaltung in Naturstein (optional Betonwerkstein) vorgeschlagen, die durch lineare helle Travertinbänder gegliedert wird. Durch die Ausrichtung der Bänder wird der Bezug zur Bahnhofshalle und deren Stützen betont ohne eine der Entwurfsidee der 50er Jahre widersprechende Zentralität zu erzeugen. Die zurückhaltende Platzgestaltung weiß, das Bahnhofsgebäude angemessen in Szene zu setzen. Aufgrund der Oberflächenstruktur ist der Platz nicht zwingend darauf ausgerichtet die Fußgängerströme auf die Mittelinsel der Kurfürstenanlage zu lenken, was positiv bewertet wird. Die linsenförmigen Sitzinseln spielen sympathisch mit der Formensprache der Entstehungszeit, brechen zudem die Linearität der Travertinbänder. Sie werden als gelungenes gestalterisches Element von der Jury gewürdigt. Die vorhandenen Bäume werden bis auf vier erhalten, die dem Neubau des Fahrradhauses, in dessen Erdgeschoss die Touristeninformation ausreichend Platz findet, weichen. Dafür werden Ersatzpflanzungen vorgeschlagen. Die den Platz begrenzende Bushaltestelle in Nord Süd Richtung kann am Platz verlängert werden, sodass die im Entwurf dargestellte heute existierende parallel Führung entfallen könnte, was der Entwurfsidee gut täte.

Willy Brandt Platz Süd

In diesem Bereich werden neben dem Fahrradparkhaus, Kurzeitzeitparkplätze und der Taxenhaltepunkt vorgeschlagen. Der vorgeschlagene Standort des Fahrradparkhauses wird städtebaulich ausdrücklich gewürdigt. Er hält einen würdigen Abstand zu dem Bahnhofshauptgebäude. Grundriss und Hülle sind im Rahmen der Detailplanung zu präzisieren.

Die PKW Stellplätze sowie deren Erschließung heben sich gestalterisch von der Platzfläche durch farbigen Asphalt ab. Die, den Platz heute nördlich begrenzende Anbindung entfällt. In diesem Zug entsteht die Möglichkeit einer komfortablen fußläufigen Anbindung an die Südseite der Kurfürstenanlage. Die Anbindung des Kraftverkehrs beschränkt sich auf die zu erweiternde südliche Einmündung. Hierbei ist zu prüfen, wie an dieser Stelle eine Anbindung aus und in alle Richtungen ermöglicht werden kann.

Willy Brandt Platz Nord

Der Willy Brandt Platz Nord übernimmt vorwiegend Erschließungsfunktionen. Hierzu gehören die Anlieferung für den Bahnhof, die Vorfahrt für das geplante Hotel, das notwendige Parken für Bahn und Polizei sowie einige Kiss & Ride Plätze. Darüber hinaus finden einige oberirdischen Fahrradstellplätze sowie die Fahrradverleihsysteme hier ihre Standorte.

Ergänzend wird über diesen Platz bahnbegleitend die Fahrradtiefgarage erschlossen mit direkten Zugangsmöglichkeiten zum Bahngleis. Hier ist in der Detaillierung die konkrete Ausführung mit den bahnbetrieblichen Anforderungen abzustimmen. Die Oberflächengestaltung entspricht der des Willy- Brandt-Platzes Süd. Sie überzeugt durch ihre Funktionalität und gestalterischen Zurückhaltung. Die vorgeschlagene Lage der Sitzinseln ist in diesem Bereich zu überprüfen, da sie Fußwegebeziehungen sowie die Anlieferung stören. Aufgrund der klug gewählten dezentralen Standorte des Fahrradparkens (Parkhaus Ost + Tiefgarage West) besteht keine Notwendigkeit, der Einrichtung einer Rad- und Fußwegzone im Bereich der Plätze, wie von den Verfassern vorgeschlagen.

Wirtschaftlichkeit

Bei den Platzoberflächen liegt die Arbeit im Falle des Natursteinbelags deutlicher über dem Budget. Die Kosten im Bereich des Fahrradparkens liegen deutlich unter dem Durchschnitt. Aufgrund der geringen unterirdischen Stellplatzanteile stellt sie sich als wirtschaftlichste Arbeit dar.

Resümee

Im Ergebnis überzeugt der Entwurf durch seine wohlüberlegte Durcharbeitung sowie die überzeugende Zonierung der unterschiedlichen Teilräume funktional als auch durch seine gestalterische Wertigkeit.

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  • © verticalroom/SYRA Schoyerer Architekten BDA

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Wettbewerbe

2016Competitionline - Neugestaltung Bahnhofsvorplätze