DAL-Zentrale Mainz
ArGe SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA und BIERBAUM.AICHELE.landschaftsarchitekten
Zum Städtebau:
Die Umgebung des neuen DAL-Standorts in Mainz-Hechtsheim ist geprägt von gemischter Nutzung mit Gewerbe-/ Dienstleitungsbetrieben und Grünflächen.
Um in diesem heterogenen Umfeld einen Ort der Ruhe und Konzentration zu schaffen wird ein Höchstmaß an räumlicher Differenzierung und Innenwirkung angestrebt. Ein großer Erschließungsboulevard differenziert stadträumlich den Bereich zwischen der DAL-Zentrale und einem weiteren BA gegenüber dem undefinierten Umfeld. Von diesem Boulevard leitet eine arkadenartige Wegeführung zum Eingangshof mit der gebäudehohe Foyerhalle. Durch die Gebäudegliederung in einen EG-Sockel als Parkebene und darüber liegenden Büroebenen sind die Funktionen idealtypisch differenziert. Die Parkplätze bleiben weitestgehend verborgen und im Außenraum können stadträumliche Qualitäten entwickeln werden.
Gebäudegliederung - interne Erschließung – Architektur:
In der Außenwirkung kommt die Gebäudegliederung mit Sockelgeschoss und Obergeschossen als architektonisches Programm zum Ausdruck. Durch die regelmäßige Anordnung von Atrien und durch die Wegeführung hat das Gebäude eine überraschend offene Innenwirkung. Von der repräsentativen Foyerhalle mit zentralem Empfang und attraktivem Wartebereich führen große Treppen und Aufzüge zu den Magistralen im 1. und 2.OG. Diese Haupterschließungen führen an den Innenhöfen und den Kommunikationsbereichen (Konferenz-, Lounge-Bereiche, etc.) vorbei und leiten in die einzelnen Gebäudetrakte über. Aufgrund der günstigen Gebäudestruktur und dem 1,30m Raster lassen sich wirtschaftlich-flexible Bürokonzepte realisieren und auch wirtschaftliche PKW-Stellplätze im EG. Zudem sind separate Nutzungseinheiten abtrennbar. Die Gesamtanlage wurde so platziert, dass künftig an der Nordfassade ein 2.BA mit ca. 1.500m2 BGF inkl. Stellplätzen angeschlossen werden kann. Der östliche Grundstücksteil ist als separate Parzelle abtrennbar.
Durch den Tiefgaragenverzicht und die PKW-Unterbringung im EG wird zwar mehr Grundstücksfläche beansprucht aber insgesamt wird die Baumaßnahme wirtschaftlicher (kaum Tiefbau, Rampen-Entfall, etc.). Zudem sind Betriebsabläufe effizienter/ logischer organisierbar (Mitarbeiter erreichen direkt unter dem Arbeitsplatz wettergeschützt ihren Stellplatz).
Diese programmatische Gliederung in Sockel- u. Obergeschosse zeigt sich auch in der Materialwahl. Der Parkgeschoss-Sockel ist komplett mit Streckmetallgewebe verkleidet und die OGs mit dem typischen Verwaltungsbau-Raster erscheinen durch die großflächige Verglasung fast schwebend. Sämtliche OG-Fassaden sind durch eine geschosshohe Alu-Rasterstruktur (Außenkante DB 703 / Einschnitte u. Innenhöfe Alu-Natur-Eloxal) gegliedert und als Kastenfenster ausgebildet, d.h. es gibt eine äußere rahmenlose Einscheiben-VSG-Verglasung und eine innere Eichen- Fenster-Fassade. Bautechnisch bietet die zweischichtige Fassade mit Sonnenschutzrollos neben dem Wetterschutz und der Wärmedämmung auch beste klimatische Bedingungen und Schallschutz. Architektonisch bietet diese tiefe Fassadenschicht interessante Effekte, denn je nach Blickwinkel ändert sich die Transparenz. Im frontalen Blick ist die Transparenz am höchsten und bei flachem Blickwinkel verdichtet sich die Fassade und je nach Blickwinkel werden die innenliegenden Eichenholz-Festerbrüstungen sichtbar oder der Verglasungsanteil der Fassade mit seinen spiegelnden Eigenschaften. Diese Material-Kollage vermittelt positive Eigenschaften. Holz wird mit Tradition, Wärme, Nachhaltigkeit und Solidität assoziiert und wenn sich der Himmel in der Glasfassade spiegelt wird die Leichtigkeit des Gebäudes optisch verstärkt.
Im Gebäudeinneren setzt sich diese Leichtigkeit fort weil durch die Glasfassaden und geschickte Grundriss- /Nutzungsanordnung immer wieder bauteilübergreifende Durchblicke zu den Innenhöfen ermöglicht werden.
Alle Baustoffe sind werthaltig und nachhaltig gewählt. Verschleiß ist auch bei intensiver Nutzung kaum zu erwarten bzw. mit geringem Wartungsaufwand handhabbar. Die Gesamtkonzeption ist klar ablesbar/ nachvollziehbar – frei von formalistischen Gestaltungseffekten.
Zu den Freiflächen:
Ein großzügiger Boulevard mit Pflanzflächen führt Besucher über hochwertige Natursteinflächen zum Eingangshof. Architektonisch angeordnete Gehölzgruppen aus schirmförmigen Felsenbirnen (starke Empfangsgeste) bilden ganzjährig im Zusammenspiel mit repräsentativen Stauden- u. Gräserpflanzungen wechselnde Bilder durch Blüh- u. Herbstaspekte. Das formale Baumdach auf der Piazetta markiert den Haupteingang und den Übergang zu den Parkplätzen. Die Übersetzung der quadratischen Innenhofform auf die Baumgruppe schafft das Zusammenspiel zwischen Innen- u. Außenraum sowie ein Signet für die Gesamtanlage. Der Platzbelag zieht sich bis in den Erschließungshof und das Eingangsfoyer und erhält dort durch einen signifikanten Solitärbaum und ein besonderes Sitzelement einen Empfangscharakter mit Aufenthaltsqualität. Anschließend an das Baumdach reihen sich 50 Parkplätze mit Rasenfugenplattenbelag auf. Zur Versiegelungsminimierung sind die Stellplätze auf 4,30m verkürzt, der 70cm Überhang ragt in eine zur verbesserten Regenwasserversickerung leicht abgesenkte Grünfläche. Die linear angeordneten Felsenbirnen führen bis ans Stellplatzende. Formschnitthecken schließen dort den Erschließungsboulevard ab.
Zur Steigerung der Wiedererkennung und Orientierung innerhalb des Gebäudekomplexes wird eine klare Differenzierung in der Innenhofausgestaltung vorgeschlagen. So bieten diese individuell gestalteten Räume abwechslungsreiche Potentiale als Treffpunkte, grüne Oasen, Veranstaltungsflächen oder ähnliche Nutzungen. Dementsprechend können sich Mitarbeiter in einen Hof zurückziehen, der mit einer intensiven Bepflanzung ein grünes Klima mit viel Aufenthaltsqualität schafft. Der markante Wasserhof holt einfach über den Wasserspiegel den Himmel in den Innenhof.
Wettbewerbe
2014 | Shortlist / Wettbewerb mit Realisierungsanteil Hochbau Shortlist |